Dieser Blogeintrag liegt mir schon lange auf dem Herzen, da er sehr viele Menschen betrifft. Unter anderem auch mich.
Über toxische Beziehungen sprechen viele, aber wie sieht es aus mit toxischen Arbeitsverhältnissen?
Ich habe in den letzten Jahren in meinem Umfeld aber auch in meiner eigenen Haut miterlebt, wie sehr es normalisiert werden kann, sich für einen Job aufzuopfern. Das Schwierige dabei: Ähnlich einer toxischen Beziehung beginnt alles meist glücklich und man verspricht sich viel davon. Ob das von einem selbst kommt oder von den Arbeitgebenden – ganz egal. Alles ist toll, schön und passt perfekt – du schwebst auf Wolke 7.
Doch nach und nach schleichen sich kleine Sachen ein, zum Beispiel mehr Aufgaben als du tragen kannst, Aufgaben, die nicht in deinem Bereich gehören, kleine Aussagen, die verpackte Sticheleien sind und so weiter. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Doch es sind eben solche Sachen, wo du denkst: Naja okay, mache ich halt mal, ist ja eine Ausnahme oder uff naja, das wurde jetzt ja auch nur einmal gesagt. Doch was ist, wenn es eben nicht bei diesem Einzelfall bleibt?
Du wirst müder, weil es körperlich oder geistig einfach immer anstrengend bleibt. Doch du sagst dir selbst: Ach es ist doch nicht so schlimm, das wird wieder besser - es war ja mal so schön. Im nächsten Schritt merkst du vielleicht, wie du immer schwächer wirst und hast schon die dritte Erkältung in kürzester Zeit bekommen, obwohl du das Kranksein so von dir gar nicht kennst. Es kommen die ersten Gedanken auf, dass es mit der Arbeit zusammenhängen könnte, doch ein Jobwechsel kommt ja überhaupt nicht in Frage. Du würdest ja dein Team, Chef*in, den Betrieb im Stich lassen. Du sagst dir, das ist doch alles nicht so schlimm, stell dich mal nicht so an. Du hörst vielleicht auch von außen dasselbe, dass du dir eine dickere Haut zulegen sollst!
Bäähhmm
Dieser Satz lässt mich mittlerweile echt sauer werden.
Denn NEIN, in den meisten Fällen muss sich derjenige wahrscheinlich nicht eine dickere Haut zulegen. Und hier komme ich wieder an meinen Gedanken von oben zurück. Bei Beziehungen, Partnerschaften und Freundschaften sprechen wir alle von toxischen Beziehungen, wenn wir uns für denjenigen verändern. Von allen Seiten im sozialen Umfeld wird gepredigt, ja aufzupassen, um das nicht zu machen.
Doch sich für die Arbeit zu verbiegen, soll das normal sein? Ist das etwa gesund? Macht uns das etwa auf Dauer glücklich? Enden wir damit etwa nicht im Burnout?
Oft wird einem gespiegelt, dass du einfach nur weitermachen musst. Denk nicht darüber nach, mach einfach. DU bist ja nur dort zum Arbeiten, du musst dir ja keine Freunde dort machen. Bis zu einem gewissen Punkt geht das und hier und da werden immer unangenehme Menschen in unser Leben treten oder schwierige Situationen zu meistern sein. Das möchte ich auch gar nicht abstreiten, dass man da mal “durch muss”. Aber nicht für immer und vor allem nur bis zu einer gewissen Grenze. Und diese Grenze darf bei jedem Menschen anders aussehen. Das muss sie auch, denn wir alle sind anders, haben unterschiedliche Bedürfnisse, Träume und Visionen in unserem Leben.
Wir sollten uns da echt fragen, ist das eine Ausnahmesituation und wo ist die ganz persönliche Grenze dabei?
Wir haben nur das eine Leben und die Arbeit, mit der wir das Geld zum Leben verdienen, macht einen so großen und wichtigen Part aus. Ich kenne so viele Menschen und war auch selber davon betroffen, die so darunter kaputt gehen, weil sie sich verbiegen, verstellen und so viel auf ihre Schultern nehmen. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass man daran zerbricht. Wir sprechen dann in unserer Gesellschaft von Krankheiten.
Es ist so wichtig, sich selbst lieb zu haben und auf sich zu achten, um diesen Zustand zu vermeiden. Frage dich regelmäßig, geht es dir gut in deiner Arbeitsstation?
Du darfst das wirklich in Frage stellen!
Und ja, es ist oft nicht leicht und es wahrhaben zu wollen kann weh tun. Festzustellen, dass es eventuell gesünder für dich ist, schleunigst aus diesem Arbeitsverhältnis auszubrechen, ist mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden. Total verständlich und auch oft nicht unbegründet. Doch es gibt so viele Jobangebote da draußen, trau dich auf den Markt zu gehen und dich umzuschauen. Vertraue in dich selbst, dass du gut in deiner Arbeit bist, egal wo.
Es kann sein, dass es sich am Anfang anfühlt, als würde deine Welt zusammenbrechen. Doch mit etwas Abstand wirst du merken, dass Arbeit nicht alles ist und du plötzlich wieder atmen kannst. Dass durch Abstand sich dein Blickfeld wieder ganz automatisch weitet und die Ideen und Möglichkeiten siehst, die vorher nicht zu sehen waren. Nach Tiefs kommen auch wieder Höhen und von diesen Erfahrungen können wir lernen. Denn das es passiert ist, kann nicht geändert werden. Doch mit Sicherheit werden solche Situationen in der Zukunft schneller erkannt sein und können uns so schneller davor schützen.
Der Job ist viel, aber nicht alles und du bist auf keinen Fall dein Job. Du bist so viel mehr und so viel mehr wert als das.
Du bist einzigartig und etwas ganz Besonderes – Behandle dich auch so!
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